Es geht um alles oder nichts
Am 31. Dezember 2024 laufen die geltenden Casino-Konzessionen aus. Deshalb hat der Bundesrat nach etwas mehr als zwanzig Jahren im Frühling 2022 die neue Bewerbungsrunde lanciert. Zwecks Risiko-Diversifikation haben sich die Verantwortlichen der Stadtcasino Baden Gruppe für mehr als eine Kandidatur entschieden.
Ohne Konzession kein Casino-Betrieb – so lautet die wichtigste Spielregel im Schweizer Casino-Business. Und zweitens: Kein Online-Casino ohne terrestrische «Basis», was bedeutet, dass nur ein Online-Angebot vermarkten darf, wer über eine klassische Spielbank verfügt. Mit diesen und weiteren Vorgaben haben sich über 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Baden und Locarno an die Erarbeitung der Gesuche zur Neukonzessionierung gemacht. Wohl wissend, dass dieses Geschäft über Sein oder Nichtsein ab 1. Januar 2025 entscheidet.
Für Solothurn wird kein Gesuch eingereicht
Baden, Locarno, Solothurn – für diese drei Casino-Standorte sollten die Konzessionen gewonnen werden. Soweit der ursprüngliche Plan. Die am 1. Juni 2022 von der Eidgenössischen Spielbankenkommission erhaltenen Ausschreibungsunterlagen bedeuteten aber das vorzeitige Aus für das Solothurner Projekt. Denn die «schönste Barockstadt der Schweiz» verblieb bis zuletzt – und ohne Chance auf eine Ausnahmeregelung – in der A-Konzessionszone, in die auch die Stadt Bern mit ihrem Casino fällt. Keine guten Aussichten für ein B-Gesuch. Zumindest nicht zum jetzigen Zeitpunkt, weshalb das Vorhaben ad acta gelegt wurde. «Vorerst, bis sich eine bessere Möglichkeit ergibt», wie Michael Böni, CEO der Stadtcasino Baden AG, festhält.
Es verblieben also Baden und Locarno, und mit dem neuen Mietvertrag ab Januar 2025 für die Spielbank im Locarneser Kursaal im Sack, konnten beide Projekte ab Juni Fahrt aufnehmen. Höchste Zeit, auch wenn wegen der laufenden Übernahme der Casinò Locarno SA noch immer wichtige Eckdaten fürs Tessiner Gesuch fehlten. Am Ende mussten knapp zwei Monate für die Konsolidierung und Finalisierung dieser Eingabe reichen.
Casinolandschaft Schweiz
Die ESBK will es ganz genau wissen
Das rund 200 Seiten starke Ausschreibungsdossier der Eidgenössischen Spielbankenkommission (ESBK) und der geforderte Detaillierungsgrad sorgten in Baden für einiges Erstaunen. Fragen wie: «Wie hoch ist der Selbstkostenpreis pro Tisch?», waren in der Vergangenheit nicht gestellt worden.
Aber auch die Teilnahmebedingungen zielten darauf ab, nur professionellen und finanzkräftigen Gesuchstellern eine reelle Chance auf eine Konzession einzuräumen. Lediglich Aktiengesellschaften waren zugelassen, die für eine A-Konzession CHF 4 Mio. Eigenkapital nachweisen konnten. Bewerber für eine B-Konzession benötigten immerhin die Hälfte, also CHF 2 Mio. Um für eine Online-Konzession mitbieten zu können, waren weitere CHF 3 Mio. Eigenmittel fällig – macht CHF 7 Mio. für ein A-Casino mit Online-Gaming oder CHF 5 Mio. für die B-Variante, die es zu hinterlegen galt. Last but not least schlägt die Bearbeitung durch die Eidgenössische Spielbankenkommission pro Gesuch mit CHF 100 000 zu Buche, bei der Kombination mit einem Online-Casino gar mit CHF 150 000. Per Vorkasse zu bezahlen.
Es hat sich gelohnt
Ende Oktober setzte sich der Badener Konvoi unter der Leitung des Betriebs- und Sicherheitsdienstes gleich zweimal mit den Unterlagen in Richtung Bern in Bewegung. Zuerst gut bestückt mit dem 18 Bundesordner umfassenden Gesuch fürs Grand Casino Baden und dessen Online-Casino jackpots.ch. Dann mit 13 Einheiten für die terrestrische und online Bewerbung in Locarno. Immerhin, den Gesuchstellern war es erlaubt, doppelseitig auszudrucken.
Die verdiente Belohnung für die Bemühungen des Teams folgte überraschend bald. Keine drei Wochen nach Ablauf der Eingabefrist verkündete die Eidgenössische Spielbankenkommission, dass weder für den Standort Baden noch für denjenigen in Locarno Konkurrenzangebote eingegangen waren. Die Erleichterung nördlich und südlich des Gotthards war mit Händen zu greifen. Zwar wird der Bundesrat erst im Herbst 2023 die Konzessionen offiziell vergeben, doch der Erfolg der beiden Gesuche ist damit auf einen Schlag viel näher gerückt.
«Am Freitag vor dem Abgabetermin haben wir Blut geschwitzt, weil es beim digitalen Transfer an die Behörde Probleme gab. Glücklicherweise konnte die Ursache eruiert und seitens Behörde Entwarnung gegeben werden.»
Michael Böni, CEO Stadtcasino Baden AG
«Die Rückmeldungen in der Nacht waren beeindruckend. Es schien so, als ob viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Projektarbeit auf die abendlichen Stunden verlegt hatten.»
Sandra Hanke, Bereichsleiterin Sales und PMO
An der Herausforderung über sich herausgewachsen
Die Anstrengungen standen den beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an der Abschlussparty vom 31. Oktober im Badener Club Joy noch immer ins Gesicht geschrieben. Trotzdem, befreit vom Druck der letzten Monate, durfte nun auf den erfolgreich absolvierten Gesuchs-Marathon angestossen werden. Eine Bemerkung dominierte dabei die Gespräche nicht nur an diesem, sondern an den folgenden Tagen: Die beiden Gesuche seien sehr anspruchsvolle und ungewöhnlich umfangreiche Aufträge gewesen, die man ohne die tolle Zusammenarbeit und den immensen Teamgeist nicht zu einem guten Ende gebracht hätte.
Der Start der neuen Konzessionsphase fällt in Baden auf ein Jubiläum, wird doch das 1875 eröffnete Kursaalgebäude dannzumal exakt 150 Jahre alt. «Deshalb beginnen jetzt die Feinplanung und die Umsetzung der in den beiden Gesuchen angekündigten Umbauten und Erneuerungen», hält Michael Böni fest.
Backstage Story: Jessica Obrist, Corporate Secretary
«Herausfordernd war, am Ende die unterschiedlichen Inputs auf ein durchgängiges Niveau und in ein einheitliches Bild zu bringen – vom Kampf mit Word und den Formatierungen einmal abgesehen.»
Der «War Room» – hier laufen alle Fäden zusammen
In der eigens eingerichteten Regie-Zentrale im Au Premier 3 des Badener Kursaalgebäudes, dem «War Room», glühten im Oktober die Leitungen und Köpfe um die Wette. Vier Arbeitsplätze mit drei Doppel-Bildschirmen, zwei Industriedrucker, Papier und Kartonage in Hülle und Fülle, Kaffee à gogo (insbesondere in den Sorten Espresso und Cappuccino), vier Power-Damen und der CEO, die zu jeder Zeit den Überblick behalten haben. Tag und Nacht. Meistens mit, hin und wieder gegen die Launen der Technik.
Backstage Story: Florentina Spahr, Graphic Designerin
«Mir hat das Gemeinschaftsgefühl unglaublich gut gefallen. Wir haben uns miteinander ins Ziel gekämpft und das hat mir viel Energie gegeben. Ich hatte nie das Gefühl, allein zu sein.»
SAFT – der «Zaubertrank» der Stadtcasino Baden AG
Was den aufmüpfigen Galliern in den legendären Comics recht ist, war dem Neukonzessionierungs-Team billig – der hauseigene «Zaubertrank». Der Extra-Kick für die berühmte letzte Meile. Ein erfrischender, gesunder Frucht-Mix in 3 Sorten: Energy, Green Power und Exotic. Frei von Koffein und Taurin.
Serviert und genossen im Glas mit eingraviertem Neukonzessionierungs-Motto:
Spirit, Agilität, Freude, Timing = SAFT
Backstage Story: Anja Gallati, Head of Quality Management
«Schön war, wie schnell und unkompliziert sich die Kollegen des Casinò Locarno integriert und mit angepackt haben. Das machte den Eindruck, als ob sich alte Bekannte wiedergefunden hätten.»