Vorwort zum Geschäftsbericht 2022
Liebe Aktionärinnen
Liebe Aktionäre
Nach zwei Jahren, in denen uns die Corona-Pandemie einen Grossteil unserer Geschäftsaktivitäten diktierte, haben wir 2022 wieder viele Freiheiten zurückgewonnen. Gleichwohl blieb das wirtschaftliche Umfeld für die Stadtcasino Baden AG 2022 schwierig. Denn auch nach den Öffnungsschritten seit Mitte Februar blieben die Gästezahlen bis zum Jahresende gesamthaft rund 20 Prozent hinter den Zahlen vor der Corona-Zeit. Davon sind nicht nur terrestrische Casinos betroffen. Auch andere Anbieter im Unterhaltungsbereich wie Theater, Kinos oder Musikveranstalter stellen fest, dass das Ausgehverhalten der Menschen nach den Corona-Jahren nicht mehr dasselbe ist. Verwaltungsrat und Management verfolgen diese Entwicklung sehr genau und haben bereits Ende 2022 damit begonnen, die Strategie zu schärfen, konservativer zu budgetieren und Kosten einzusparen.
Dr. Jürg Altorfer, Präsident des Verwaltungsrates Stadtcasino Baden AG
Die Herausforderungen betreffen neben dem klassischen Casino auch den Online-Markt. Im vierten Jahr des Bestehens der Online-Casinos hat ein heftiger Verdrängungswettbewerb eingesetzt. Die Zeiten des schnellen Wachstums, ausgelöst zunächst durch die Freigabe des Marktes und dann durch die Corona-Massnahmen, sind vorbei, ebenso jene, in denen alleine das Bestehen einer Casino-Konzession bereits satte Gewinne garantierte. Zwischenzeitlich stritten sich auf dem Markt elf Online-Casinos um die Spielerinnen und Spieler aus der Schweiz, ein erstes hat seinen Betrieb bereits wieder eingestellt. Die Marketingkosten, um Marktanteile zu gewinnen, sind nachgerade explodiert. Und nach wie vor werfen unregulierte ausländische Anbieter ohne Konzession und Sozialkonzept erhebliche Mittel auf, um Schweizer Spielerinnen und Spieler anzulocken.
In Zahlen: Das Grand Casino Baden erreichte 2022 im klassischen Casino mit insgesamt CHF 58 Mio. (Vorjahr CHF 43 Mio.) Bruttospielertrag ein gutes Ergebnis. Der Bruttospielertrag des Online-Casinos jackpots.ch ist 2022 aufgrund der besagten Effekte von CHF 43 Mio. auf CHF 35 Mio. zurückgegangen. Der verschärfte Wettbewerb drückt aber auch bei der Gamanza-Gruppe aufs Ergebnis: Weil die Lizenzabgaben für die Gamanza-Software vom Umsatz oder der Spielerzahl abhängen, führen tiefere Bruttospielerträge bei den anderen Online-Casinos, die Gamanza-Software einsetzen, zu tieferen Lizenzeinnahmen. Und das bei gleichzeitig hohen Kosten für die Weiterentwicklung der Gamanza-Software, die nötig ist, um im Verdrängungswettbewerb bestehen zu können.
Erfreulicherweise leisten unsere Beteiligungen in Sachsen-Anhalt und in Locarno einen positiven Gewinnbeitrag, sodass die Stadtcasino Baden Gruppe ein insgesamt ausgeglichenes Jahresergebnis und einen Gewinn von TCHF 211 ausweisen kann. Dieses Ergebnis 2022 liegt deutlich unter jenem des Vorjahres und ist nur deshalb positiv, weil Sondereffekte etwa aus dem Verkauf einer Liegenschaft an der Haselstrasse oder wegen den «aufgestauten» Dividenden aus der Beteiligung in Sachsen-Anhalt als zusätzliche Einnahmen verbucht werden konnten.
Leider konnten wir im Gegensatz zu unseren Mitbewerbern keine Covid-Härtefallgelder beantragen. Dies wegen der Beteiligung der «öffentlichen Hand», der Stadt Baden, an unserer Gruppe. So fehlen uns für die Zukunft rund CHF 4 Mio. für den laufenden Betrieb und die Investitionen.
«Im Hinblick auf die neuen Konzessionen sind bis 2025 erhebliche Investitionen nötig, sowohl in Locarno wie auch in Baden.»
Konzessionsgesuche mit höchster Priorität
Im Zentrum der strategischen Unternehmensführung stand bereits im abgelaufenen Jahr die Neukonzessionierung per 1. Januar 2025. Zur Erinnerung: Die Konzessionen des Bundes für den Casino-Betrieb sind zeitlich befristet und laufen Ende 2024 aus. Deshalb mussten 2022 alle Interessierten, die ab 2025 in der Schweiz ein Casino betreiben möchten, ein Konzessionsgesuch einreichen.
Der Bund hatte dafür anfangs Juni 2022 die Ausschreibungsunterlagen publiziert. Für die Ausschreibung wurde die Schweiz in verschiedene Casino-Zonen eingeteilt. Für jede dieser Zonen soll eine Konzession erteilt werden, wobei die Ausschreibung auch bereits festgelegt hatte, ob in einer bestimmten Zone eine A- oder eine B-Konzession vergeben werden soll.
Die Stadtcasino Baden Gruppe ist mit zwei Gesuchen angetreten. Einerseits bewerben wir uns für eine Neukonzessionierung des Betriebs in Baden. Die Zone 12 «Baden-Aarau» sieht eine A-Konzession vor, und wie wir unterdessen wissen, ist die Grand Casino Baden AG in dieser Zone die einzige Bewerberin. Wir rechnen uns dementsprechend gute Chancen aus, bei der Vergabe im Herbst auch berücksichtigt zu werden und unser Stammhaus weiter betreiben zu können.
Das zweite Gesuch unserer Gruppe betrifft das Casinò Locarno. In der Casino-Zone 20 «Locarno» ist eine B-Konzession ausgeschrieben, auf die wir uns mit der Casinò Locarno SA beworben haben. Auch in diesem Gebiet sind wir die einzige Bewerberin und erachten unsere Chancen als intakt, eine neue Konzession zu erhalten.
Casinò Locarno: Was lange währt, wird schliesslich gut
Wie bereits letztes Jahr berichtet, wurde der Wunsch nach einem Engagement der Stadtcasino Baden Gruppe in Locarno bereits vor längerer Zeit an uns herangetragen. Nach intensiver Prüfung der Situation entschied der Verwaltungsrat 2021, einen Mietvertrag zu unterzeichnen, der es uns erlaubt, bei einer Konzessionserteilung in Locarno ab 2025 am gegenwärtigen Standort des Casinò Locarno ein B-Casino zu betreiben.
Nach langwierigen Verhandlungen konnten wir im Sommer erfreulicherweise von der bisherigen Betreiberin des Casinò Locarno, der ACE SWISS Holding AG, vorerst eine Aktienmehrheit von 81 Prozent an der Casinò Locarno SA erwerben. Bei den lokalen Behörden und Institutionen haben wir bei der Übernahme des traditionsreichen Hauses sehr hilfreiche Unterstützung gefunden.
Casinò Locarno
Verschoben ist nicht aufgehoben
Vorläufig zurückgestellt hat der Verwaltungsrat hingegen die Pläne für ein Casino in Solothurn. Das Projekt war ebenfalls mit Blick auf die Neukonzessionierungen aus der Taufe gehoben worden und stiess bei den «Opinion Leaders» der Region Solothurn auf eine ausserordentlich positive Resonanz. Die Ausschreibung des Bundes für die Neukonzessionierung liess das Projekt zum aktuellen Zeitpunkt allerdings als chancenlos erscheinen. Die Idee für ein Casino Solothurn ist damit allerdings nicht vom Tisch, sondern bleibt als langfristiges Ziel auf unserem Radar.
Ausblick
Für 2023 stehen wichtige Weichenstellungen an, auch im Hinblick auf die neue Konzessionsperiode ab 2025. Die Online-Strategie wird dahingehend geschärft, dass die Profitabilität von jackpots.ch ins Zentrum rückt, unbesehen der Marktposition. Die Produktstrategie der Gamanza-Gruppe wird so angepasst, dass die beiden heute bereits bestehenden Software-Module PAMS und CRM auch je einzeln eingesetzt werden können. Verstärkt wird bei Gamanza die Entwicklung eigener Spiele für das Online-Casino. Daraus ergeben sich einerseits neue Alleinstellungsmerkmale gegenüber der Konkurrenz, andererseits Kostenvorteile, weil die Lizenzgebühren für diese Spiele innerhalb der Gruppe verbleiben und nicht an Drittanbieter abfliessen.
Im Hinblick auf die neuen Konzessionen sind bis 2025 erhebliche Investitionen nötig, sowohl in Locarno wie auch in Baden. Einerseits gilt es, Technologien abzulösen, die nicht mehr weiterentwickelt werden. Andererseits werden bauliche Massnahmen nötig. Diese Anpassungen erfolgen nach den aktuellen ökologischen Standards. Auf Basis des Umweltmanagements ISO 14001 stehen für die kommenden Jahre im Bereich der Nachhaltigkeit weitere Massnahmen für die Energie-, Wasser- und Emissionsreduktion an. Aufgrund der Aktionärsstruktur müssen wir allerdings in der Lage sein, diese Investitionen aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Deshalb haben wir die oben erwähnten strategischen Anpassungen sowie umfassende Kostenmassnahmen im laufenden Betrieb vorgenommen. Der Verwaltungsrat beantragt zudem der Generalversammlung die Reduktion der Dividende von CHF 30.– auf CHF 10.–, wobei zu berücksichtigen ist, dass die Dividende im letztjährigen Jubiläumsjahr um einen «Jubiläums-Fünfliber» erhöht wurde.
Abschied von Marc Périllard
Zum Jahresende hin hat unsere Gruppe einen schmerzhaften Verlust erlitten. Unser langjähriges Verwaltungsratsmitglied Marc Périllard verlor im Dezember den langen Kampf gegen eine heimtückische Krebserkrankung. Marc hatte sich viele Jahre und bis zuletzt mit grossem Engagement in der Führung der Gruppe eingebracht. Er hinterlässt eine grosse Lücke, fachlich, vor allem aber als Mensch, der in der Stadtcasino Baden Gruppe grosse Wertschätzung genoss. Wir wollen ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Jürg Altorfer
Präsident des Verwaltungsrates
Stadtcasino Baden AG