Die Herausforderung
Die Stadtcasino Baden Gruppe steht in den Jahren 2022 bis 2025 vor einer grossen strategischen Herausforderung: Per Ende 2024 laufen die alten Casino-Konzessionen aus. Wer ab 2025 in der Schweiz ein Casino betreiben will, muss sich dafür bis Ende Oktober 2022 um eine neue Konzession bewerben. Ein Jahr später will der Bundesrat entscheiden, wer den Zuschlag erhält. Es geht um alles oder nichts.
Verwaltungsratspräsident Jürg Altorfer liess an seiner Rede zur Generalversammlung 2022 keinen Zweifel: Die Neukonzessionierungsrunde ist nicht einfach «eine Formsache». Die Anforderungen der Eidgenössischen Spielbanken-Kommission, welche das Ausschreibungsverfahren im Auftrag des Bundesrates durchführt, sind hoch. «Wir rechnen pro Gesuch mit rund 500 Dokumenten, die zu erstellen sind», sagt CEO Michael Böni, welcher als oberster Projektleiter die Arbeiten für die Konzessionsgesuche koordiniert. Die Neukonzessionierung ist Chefsache. Und sein Vorzimmer hat bereits einmal 500 Bundesordner bestellt, um die Dokumente sauber ablegen und einordnen zu können.
Zwei Gesuche, drei Projekte
Wie der Projektausschuss von Verwaltungsrat und Management kürzlich entschieden hat, wird die Stadtcasino Baden Gruppe zwei Konzessionsgesuche einreichen, und bei beiden auch eine Konzessionserweiterung für ein Online-Casino beantragen. Und zwar für je ein Casino in Baden und Locarno. Das dritte Projekt für ein neues Casino in Solothurn wurde zurückgestellt. Böni: «Die Bundesbehörden haben klare Casino-Zonen ausgeschieden. Pro Zone wird eine Konzession erteilt. Ob es eine A- oder B-Konzession wird, ist ebenfalls bereits vordefiniert. Das hätte für uns bedeutet, dass wir in Solothurn in direkte Konkurrenz zu Bern hätten gehen und eine A-Konzession beantragen müssen.» Das erschien Verwaltungsrat und Management wenig aussichtsreich. «Wir können in Solothurn einen Bruttospielertrag von CHF 30 Mio. erwirtschaften. Das ist aber klar weniger, als das Potential, das sich in Bern realisieren lässt.»
Die Idee für ein Casino in Solothurn ist damit aber nicht gestorben, sondern lediglich vertagt. «Wir wollen das Projekt mittel- und langfristig weiterverfolgen. Denn wir sind nach wie vor überzeugt, dass wir am Standort Solothurn ein attraktives und erfolgreiches Casino betreiben können», sagt Böni. Jetzt müssen aber erst einmal die Behörden und die Politik davon überzeugt werden. Eine Zeitvorgabe gibt es nicht. «Wir arbeiten auf dieses Casino hin, aber wann die Zeit dafür reif sein wird, können wir aktuell nicht sagen.»
Sprung über den Gotthard
Bereits im Herbst 2021 hatte die Stadtcasino Baden Gruppe mitgeteilt, dass es ab der neuen Konzessionsperiode 2025 in Locarno ein Casino betreiben möchte. Die Gruppe hat dafür bereits einen Mietvertrag abgeschlossen mit der Kursaal Locarno SA. Das neue Casino soll damit am alten Standort betrieben werden, nachdem die Vermieterin kein Interesse mehr bekundete, das Mietverhältnis mit der bisherigen Casinobetreiberin zu erneuern. Für Locarno hat der Bund eine B-Konzession ausgeschrieben und eine eigene Zone eingezeichnet. «Die Voraussetzungen sind damit gegeben», sagt Verwaltungsratspräsident Jürg Altorfer. Ob das Gesuch der Stadtcasino Baden Gruppe das einzige für diese Zone bleiben wird, ist damit aber noch nicht gesagt. «Wir haben keine Kenntnis von konkreten Konkurrenzgesuchen», sagt Böni. «Aber sicher kann man natürlich erst sein, wenn der Bund die eingegangenen Gesuche publiziert hat.» Der Anspruch lautet deshalb für Locarno wie für Baden, dass man die besten Gesuche einreichen will.
Neue Ideen auch für Baden
In Baden verteidigt die Stadtcasino Baden Gruppe ihr Stammhaus. Auch in Baden kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass ein Mitbewerber versuchen wird, den Platzhirsch herauszufordern. «In Baden sind wir natürlich auch deshalb guten Mutes, weil wir in den letzten 20 Jahren bewiesen haben, dass wir Casino können», sagt Böni. Immerhin hat in dieser Zeit kein anderes Casino so viel Spielbankenabgabe nach Bern überwiesen wie das Grand Casino Baden. Über den konkreten Inhalt des Konzessionsgesuches für Baden mag im Frühsommer 2022 noch niemand bei der Gruppe so richtig Auskunft geben. Die Spielbankenbetreiber wissen schliesslich, dass man auch beim Poker um die Konzessionen seine Karten nicht zu früh aufdecken soll. Nur soviel lässt sich Böni entlocken: «Wir werden auch für Baden nicht einfach den Status Quo einreichen, sondern mit neuen Ideen an den Start gehen.»